Erfolgreiche Energiewende vor Ort

Energiestammtisch Hamm besucht innovatives Sanierungsprojekt in Wiescherhöfen

von
Jens Christian Kneißel
veröffentlich am LL um LT Uhr

Im Rahmen seiner letzten Exkursion besuchte der Energiestammtisch Hamm am vergangenen Mittwoch, den 8. Mai ein absolutes Highlight der „Energiewende vor Ort“: Zwei typische Mehrfamilienhäuser aus den sechziger Jahren im Stadtteil Wiescherhöfen waren das Ziel der über zwanzig Interessierten. Denn hier konnte man live erfahren, wie man selbst wahren „Energieschleudern“ das Sparen beibringen kann. - Und die lässt sich wahrlich sehen: Durch die energetische Sanierung und den Umstieg von Nachtspeicherheizungen auf zwei zentrale Wärmepumpen gelang eine Reduktion des Stromverbrauchs von 110.000 kWh auf 9.000 kWh. - Das ist Faktor 12! Wie haben sie das gemacht? - Zunächst erhielten beide Gebäude mit ihren insgesamt 10 Wohnungen einen umfangreichen „Vollwärmeschutz“, bestehend aus neuen Fenstern (mit einem U-Wert von 0,8), einem mineralischen, 180 mm starken Wärmedämmverbundsystem, einer 200 mm starken Dämmung der obersten Geschossdecke zum Dachboden sowie einer 100 mm starken Kellerdeckendämmung, jeweils aus Styrodur. Darüber hinaus wurden die alten auskragenden Betonplatten der Balkone abgetrennt und durch eine vorgestellte Stahlkonstruktion wärmebrückenfrei ersetzt. Die dabei deutlich größer gewordenen Balkone wurden auf der Südseite großflächig mit Photovoltaik-Modulen verkleidet. Diese „Balkonkraftwerke“ mit ihren jeweils 770 Wp Leistung speisen nun ihren Strom direkt in die entsprechenden Stromnetze der Mietwohnungen ein. Natürlich werden auch die beiden Dächer der Wohnanlage für die Erzeugung von PV-Strom genutzt: Zwei jeweils 19 kWp leistende Solarstromanlagen erzeugen reichlich Energie, auch um die zwei hocheffizienten Wärmepumpen des österreichischen Herstellers Lambda mit ihren jeweils 13 kW Heizleistung zu versorgen. Die Bereitung von Brauchwasser erfolgt ebenfalls rein elektrisch durch elektronisch geregelte Durchlauferhitzer direkt in den Wohnungen. Besonders beeindruckt zeigten sich die Teilnehmerinnen, darunter auch Studentinnen des Studiengangs „Energietechnik und Ressourcenoptimierung“ der Hochschule Hamm-Lippstadt, von der in jeder Hinsicht einfachen und effizienten Sanierungsmaßnahme, die unterm Strich mit „nur“ 600.000,- € für beide Gebäude zu Buche schlug. Darin enthalten waren auch die Kosten für die Entsorgung der ehemaligen Nachtspeicherheizungen oder anderer asbesthaltiger Baustoffe, wie den ehemaligen Giebelverkleidungen. Schließlich evaluieren Düchtings laufend die Erfahrungswerte der Sanierung aus dem ersten Jahr, um daraus Potentiale für weitere, langfristige Optimierungen abzuleiten, wie beispielsweise die Herabsetzung der Heizungsvorlauftemperatur. Auch im Rahmen der anschließenden Stammtischrunde in einem benachbarten Restaurant lobten die Exkursionsteilnehmer*innen den Vorzeigecharakter des Projekts. Dazu Jens Kneißel vom Energiestammtisch: "Hier wurde mit vertretbarem Aufwand ein enormer Sprung gemacht. Ein Ergebnis, dass nicht nur zeigt, dass in Punkto Klimaschutz im Bestand viel möglich ist, sondern auch jenseits von Abriss und Neubau qualitativ hochwertiger, zukunftssicherer Wohnraum geschaffen werden kann.“